Der Isener Gemeinderat steht mehrheitlich hinter dem Vorhaben des Vereins „Isenwerk e.V.“, im Sollacher Forst einen Walderholungsplatz zu bauen. Dass sich der Rat auf der Sitzung vom 14. Mai 2024 erneut in drei Tagesordnungspunkten mit diesem Thema befasste, lag in einem Antrag der Wald- und Artenschutzgemeinschaft Sollacher Forst begründet. Diese forderte die ersatzlose Streichung des Projekts. Peter Prager und Dr. Johannes Gmeiner von der Gemeinschaft erläuterten den Räten ihr Anliegen. Sie führten unter anderem ins Feld, dass ein Spielplatz der falsche Weg sei, Kindern den Wald nahezubringen. Das Wort „Walderholungsplatz“ suggeriere zudem eine Erholungsmöglichkeit an einem ruhigen Ort, dies sei bei einem Spielplatz nicht der Fall. Außerdem könnte der Lärm Senioren und Personen mit Mobilitätseinschränkung vergraulen, die in diesem Bereich Erholung suchen.
Zu den weiteren Gegenargumenten gehören, dass der etwa zwei Kilometer entfernte und bergig gelegene Platz mit dem Auto angefahren wird. Da niemand seine Kinder alleine in den Wald gehen lassen, sei auch die soziale Teilhabe in Gefahr, da Kinder berufstätiger Eltern werden unter der Woche ausgeschlossen werden. Zudem könnten viele Tiere aus dem betroffenen Bereich verdrängt werden und da der Platz so abgelegen liegt, könnte er zu Vandalismus einladen. Die Gegner vermuten, dass sich Müll ansammelt, regelmäßige Kontrollen durch den Bauhof seien nötig.
Die Schutzgemeinschaft stellt die Frage, warum in der angespannten Haushaltslage des Marktes Isen Mittel für ein solches Projekt aufgewendet werden. Besser wäre es, stattdessen bestehende Spielplätze zu ertüchtigen, z.B. in der Steinlandstraße. Ein Spielplatz im Sollacher Forst böte gegenüber bestehenden Spielplätzen keinerlei Vorteile, wenn diese ertüchtigt würden.
Die Gemeinschaft appellierte an die Räte, die Situation neu zu bewerten und den bestehenden Beschluss für den Walderholungsplatz aufzuheben.
Im Anschluss erläuterte Udo Rieger vom Isenwerk das Projekt in einer Präsentation. Rieger wies darauf hin, dass die Baugenehmigung für den Spielplatz seit November 2023 rechtskräftig ist. Im Vorfeld habe es mehrere öffentliche Marktgemeinderatssitzungen und Informationsveranstaltungen zu diesem Thema gegeben. Das Projekt sei in enger Abstimmung mit den Bayerischen Staatsforsten entstanden. Die Fläche für den Spielplatz werde dem Markt Isen kostenfrei zur Verfügung gestellt, es falle keine Pacht an. Die Bäume in diesem Areal seien derzeit zirka 35 Jahre alt, den Stürmen in den 1990er Jahren sei der Wald in dem gesamten Gebiet zum Opfer gefallen. Es handelt sich um einen Nutzwald. Wie Rieger erklärte, werde es, wie im Vorfeld von der Bürgerinitiative behauptet, keine Rodungen geben. In die Planung seien die Ergebnisse einer Bachelor-Arbeit eingeflossen, die Grundlage für die Wandelwege mit den Erlebnisstationen sind.
Der Waldspielplatz mache pädagogisch Sinn, die Kinder sollen für den Wald mit seiner Flora und Fauna sensibilisiert werden. Die Isener Kindergärten begrüßen das Projekt. Die Eingriffsfläche ist etwa 430 Quadratmeter groß, das entspricht etwa sechs Prozent der Fläche eines Fußballfeldes. Auch hier hätten die Initiatoren behauptet, dass es sich um ein vielfach größeres Gebiet handle. Amphibien werden nicht beeinträchtigt, ein entsprechendes Gutachten sei vom Isenwerk bei einem renommierten Gutachter eingeholt worden. Als Ausgleich für den Eingriff wird ein Unkenbiotop geschaffen, mit Totholzhaufen für Insekten und Pilze.
Waldspielplätze seien naturgemäß außerhalb der bebauten Gebiete angesiedelt. Das künftige Baugebiet Ranischberg wird sich nahe an dem Walderholungsplatz befinden. Der geplante Bereich ist von Isen aus gut zu erreichen, auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Es gäbe Gewährleistungsfristen für die Spielgeräte, daher wären in den nächsten Jahren nicht mit hohen Kosten zu rechnen. Kontrollen durch den Bauhof werden ein- bis zweimal pro Woche nötig sein. Der Waldspielplatz habe eine andere Qualität als die übrigen Isener Spielplätze. Vor allem im Hoch-sommer bietet er durch den Schatten der Bäume einen Raum, in dem auch tagsüber ohne Sorge gespielt werden kann. Rieger verwies darauf, dass das Isenwerk auf dem Kreuzmarkt mit einem Stand vertreten war und dort gezielt junge Familien angesprochen hat. Dabei seien über 50 positive Rückmeldungen zustande gekommen, die Mehrheit würde sich über einen solchen Platz im Sollacher Forst freuen.
Das Isenwerk bat das Gremium, an der getroffenen Entscheidung für den Walderholungsplatz festzuhalten.
In der anschließenden Diskussion kam die Frage ans Isenwerk, wie die weitere Zukunft nach der ersten, spendenfinanzierten Ausbaustufe aussehen soll.
Rieger gab zu verstehen, dass die Anzahl der Geräte in der ersten Ausbaustufe erst dann bekannt ist, wenn die Spendensammlung abgeschlossen ist. Möglicherweise gäbe es nur eine Ausbaustufe, in der bereits alles enthalten ist. Eine Realisierung des Projektes werde nur dann erfolgen, wenn ein sinnvoller Spielplatzbereich zu Stande kommt, so dass keine Erstinvestitionen durch den Markt erforderlich sind. Kosten für Ersatzbeschaffungen werden für den Markt Isen erst nach Jahren anfallen. Ein eventueller Rückbau werde kaum Kosten verursachen, die Spielgeräte könnten dann anderweitig verwendet werden, und Hackschnitzel verrotten vor Ort.
Bevor der Rat über den Antrag auf ersatzlose Streichung abstimmte, wurden die Argumente zum Für und Wider diskutiert und weitere Fakten erläutert. So sei der Spielplatz im Unterhalt wie jeder andere zu sehen, mit Ausnahme der Baumkontrollen. Diese werden zweimal jährlich von der Waldbesitzervereinigung durchgeführt, die auch die übrigen Bäume des Marktes Isen kontrolliert. Der Bauhof führt Sichtkontrollen durch, wenn er die Spielplatzkontrolle erledigt. Das Isenwerk werde sich am Unterhalt beteiligen – ohne rechtliche Verpflichtung – und mit seinen Mitgliedern mithelfen, das Gelände sauber zu halten.
Für die Wandelwege sind die Bayerischen Staatsforsten zuständig, sowohl im Unterhalt als auch in der Beschilderung. Diese soll noch heuer erfolgen. Die Schilder werden u.a. mit QR-Codes ausgestattet. Die Haftung für den Spielplatzbereich liegt beim Markt Isen. Es gibt rechtliche Vorgaben einzuhalten – zum Beispiel die erwähnten Baumkontrollen – durch die das Risiko minimiert wird, vergleichbar mit dem Winterdienst.
Zu den Pro-Argumenten zählte, dass der Platz im Sollacher Forst wie bei der „Sauschütt“ im Eberberger Forst mit dem Kinderwagen zu erreichen wären, nur eben ortsnah und so Kosten für den Ausflug spart. Der Walderholungsplatz werde dem Markt Isen fertig zur Verfügung gestellt und kostet ihn in der Erstherstellung nichts, nicht mal den Aufwand für die Planung. Unterhaltskosten fallen an, sind aber nicht so hoch, dass sie wirklich haushaltsrelevant wären.
Angeführt wurde aber auch, dass die Entfernung zum Ort ziemlich groß ist und der Walderholungsplatz eher das Ziel von Sonntagsausflügen sein könnte. Die Spielgeräte benötigen eine TÜV-Zertifizierung. Die Kosten für Kontrollfahrten, Wartung und Reparaturen fallen zusätzlich zu den bereits bestehenden Unterhaltskosten für andere Spielplätze an. Diese Kosten müssten gegen den Nutzen abgewogen werden.
Im Zuge der Haushaltsberatungen habe sich der Marktgemeinderat auf die Fahnen geschrieben, trotz der angespannten Haushaltslage an den Vereinsförderungen festzuhalten. Solange freiwillige Leistungen möglich sind, sollen die Isener Vereine auch unterstützt werden. Bei anderen Vereinen fallen hier ganz andere Beträge an. Sollte der Walderholungsplatz des Isenwerks abgelehnt werden, müssen alle Vereinsförderungen auf den Prüfstand gestellt werden.
Hervorgehoben wurde, dass der ehrenamtliche Aufwand des Vereins Isenwerk, der in dieses Projekt einfließt, groß ist und auch gewürdigt werden sollte. Es sei gut, dass es so engagierte Bürger gibt. Ebenfalls wurde auf die Ende 2022 erlassene Kinderspielplatzsatzung verwiesen. Mit ihr wurde die Möglichkeit geschaffen, bei Bauvorhaben einer bestimmten Größe ohne Spielplatz eine Ablöse zu vereinbaren. Das Geld, das aufgrund dieser Satzung eingenommen wird, fließt in die bestehenden Spielplätze und wird für deren Ertüchtigung verwendet. Die ersten Mitteleingänge werden dem-nächst erwartet.
Schließlich stimmten zwölf Räte gegen den Antrag „Ersatzlose Streichung des Projektes Walderholungsplatz bzw. Waldspielplatz im Sollacher Forst“, sieben stimmten zu.